In Gruppe A gibt es mit Gastgeber Frankreich einen klaren Favoriten. Doch die Vormachtstellung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gruppengegner durchwegs gut organisierte defensiv stabile Mannschaften sind, die ohne großen Erwartungsdruck in das Turnier gehen können. Frankreich muss aufsteigen, diesen Umstand werden sich Rumänien, Schweiz und Albanien durchaus zu Nutze machen.
Albanien:
Für Albanien stellt die Euro 2016 die Premiere bei einem
Endrundenturnier dar und die Nationalmannschaft hat durchaus das Potential in
dem kleinen Balkanstaat als Identifikationsmotor zu dienen. Die Spielanlage ist
recht simpel, hinten dicht machen und auf Konter spielen. Tief stehende
Defensiv-Linien machen den Raum vor dem Sechszehner eng und erschweren es jedem
Gegner zu Chancen zu kommen. Auch wenn im Testspielduell mit Österreich das
Umschalten nicht so gut funktioniert hatte, gelang es den Albanern in der
Qualifikation viel besser. Mehr als einen Treffer pro Spiel erzielte Albanien allerdings
nur in zwei Partien – beim 2:1 und 3:0
gegen Armenien. Die destruktive
Spielweise brachte jedoch Erfolg – ein 1:0 Heimsieg über Portugal sowie ein 1:1
und 1:0 Sieg gegen Frankreich, die jedoch außer Konkurrenz angetreten waren.
Rumänien
Die Weltmeisterschaft 1994 in den USA schuf jene Legenden,
die bis heute das non-plus Ultra des rumänischen Nationalteams darstellen.
Allen voran Spielmacher Gheorghe Hagi, der vermutlich beste rumänische Fußballer
aller Zeiten und Topscorer Florin Raducioiui, der mit 4 Treffern in 4 Spielen
maßgeblich am Erreichen des Viertelfinales beteiligt war, haben sich im
Gedächtnis eingebrannt. Keine Generation danach konnte diesem Team das Wasser
reichen, auch nicht jene Akteure, die 2000 eher glücklich bis ins Viertelfinale
der EM in den Niederlanden und Belgien vorstoßen konnten, übrigens immer noch
unter der Regie von Altmeister Hagi.
Das aktuelle Team spielt, ähnlich wie Gruppengegner Albanien
ein konsequentes Defensivkonzept, das auf Konter ausgelegt ist. In der
Qualifikation gab es drei 0:0 und zwei 1:1. In einer Gruppe mit Ungarn,
Finnland, Griechenland, den Färöer Inseln und Nordirland erreichte man den
zweiten Platz vor Ungarn, zu glänzen vermochte man jedoch nicht. Das starke
Kollektiv, aus dem im Gegensatz zu früheren Jahren, kein Superstar des Formats
eines Gheorghe Hagi herausragt ist schwer auszurechnen vermisst jedoch vor
allem in der Offensive einen Takt- und Ideengeber und ebenso einen
Vollstrecker.
Schweiz
Die „goldene Generation“ der Schweiz rund um Stephane
Chapuisat ist ebenso Geschichte wie jene um Nati-Rekordtorschützen Alexander
Frei. Der Stamm des Schweizer Teams verfügt über viel Routine – Senderos,
Djourou und Lichtsteiner in der Abwehr, Inler, Behrami, Shaquiri im Mittelfeld
sowie Derdiyok und Drmic im Angriff. Dahinter gibt es jedoch weniger Dichte im
Kader. In der Qualifikation funktionierte die neue Mischung noch nicht
reibungslos. In Estland mussten die Eidgenossen bis zur 94. Minute auf der
erlösende 1:0 warten und vor allem gegen Slowenien hatten die Schweizer ihre
liebe Not. Nach einer Auswärtsniederlage entwickelte sich das Duell in Basel
zum Krimi um das EM Ticket. Wie in Estland kam die Erlösung erst in der
Nachspielzeit als Drmic das 3:2 erzielte nachdem die Schweizer bereits mit 0:2
im Rückstand gelegen waren. Die Schweizer spielen den „typischen“ Schweizer
Stil, sehr laufstark und zweikampfstark, technisch anspruchsvoll, aber relativ
leicht auszurechnen und vor allem in der Offensive meist nicht allzu
durchschlagskräftig.
Frankreich
Der Gastgeber eines Großereignisses hat auf der einen Seite
den Heimvorteil auf der anderen den Druck der enormen Erwartungen an das Team
im eigenen Land.
1984 holte die legendäre Mannschaft um Michel Platini bei
der Europameisterschaft im eigenen Land den ersten Titel der Equipe Tricolore.
1998 trug Frankreich die Weltmeisterschaft aus und erneut konnten die Franzosen
siegreich sein. Der dritte Titel konnte bei der EM 2000 gefeiert werden.
Das französische Team, auf dem dieses Mal die Hoffnungen der
Fans ruhen, hat kaum Weltstars in seinen Reihen, anders als das 1984 und 1998
der Fall war. Großkaliber wie Platini, Tigana oder Girres bzw. Deschamps,
Henry, Blanc oder Zidane gibt es im aktuellen Kader kaum. Paul Pogba ist der
bekannteste im Team. Nur 6 Spieler im aktuellen Kader haben mehr als 40
Länderspiele. Aber der Großteil der Franzosen spielt in Europas Topligen –
England, Spanien, Italien und ein paar wenige auch in Frankreich. Frankreich
wird ein Wörtchen um den Titel mitzureden haben solange das Team vom
Verletzungspech verschont bleibt. Die erste Garnitur hat absolute Klasse, doch
die Dichte im Kader ist nicht dicht genug um Ausfälle kompensieren zu können.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen