Gruppe D stellt eine Ansammlung von Topteams dar, die schwer einzuschätzen sind. Die Dominanz der Spanier war bereits 2014 gebrochen worden, der Umbruch des Teams schreitet voran. Auch die Tschechen kommen nicht mehr an den Glanz vergangener Zeiten heran. Die Türken sind zu einem starken Kollektiv gewachsen, das weniger abhängig von Einzelspielern ist als dies früher der Fall war und die Kroaten haben eine sehr hoffnungsvolle Mischung im Kader.
Türkei
Lange Zeit war die Türkei keine fußballerische Topadresse,
das änderte sich schlagartig mit der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und
Südkorea. Die Türken waren gemeinsam mit Gastgeber Südkorea DIE
Überraschungsmannschaft und am Ende standen sich diese beiden Teams im Spiel um
Platz 3 gegenüber, in dem die Türken mit 3:2 triumphierten. Der große Star des
Teams war die Ikone des türkischen Fußballs - Stürmer Hakan Sükür. 6 Jahre
später war Sükür nicht mehr im Kader, doch die neue Generation spielte im
Konzert der Großen mit und war bei der EM in Österreich und der Schweiz erneut
das Überraschungsteam. Der leidenschaftliche Einsatz und der clevere
Offensivfußball brachten im Halbfinale die Deutschen arg ins Schwitzen und an
den Rand des Ausscheidens. Erst ein Treffer in der Nachspielzeit bewahrte
Deutschland vor einer Verlängerung und führte zum 3:2 Sieg. Damals schon dabei, der heutige
Schlüsselspieler Arda Turan.
Aktuell stehen die Türken in einer Umbruchphase, die Zeit
der großen Namen und der „goldenen Generation“ scheint vorüber zu sein, heute
verdient wieder die Mehrheit der Spieler ihr Geld in der Heimat. Die Mannschaft
startete katastrophal in die Qualifikation. Zuerst ein 0:3 gegen Island, dann
ein 1:2 daheim gegen Tschechien ehe ein 1:1 in Litauen das Formtief vollendete.
Das 3:1 gegen Kasachstan brachte die Wende, danach ging kein Spiel mehr verloren.
Einzig Arda Turan, der im Winter zum FC Barcelona gewechselt war, jedoch
aufgrund der Transfersperre seines neuen Vereines erst 2016 spielberechtigt
ist, ragt aus dem Kollektiv der technisch und zweikampfstarken Spieler hervor.
Mit einem hohen Pressing versucht die Mannschaft von Trainerlegende Fatih Terim
schnell den Raum für den Gegner eng zu machen. Der eigene Spielaufbau ist meist
auf eine flotte Spielverlagerung auf die Flanken und ein recht gefälliges
Kombinationsspiel ausgelegt. Was den Türken fehlt ist eine durchschlagkräftige
Spitze wie es einst Legende Hakan Sükür war.
Spanien
Als Weltmeister wurde Spanien bereits in Brasilien vor 2
Jahren entthront. Verblasst war der Glanz vergangener Jahre und die Spanier
stellten in Südamerika keineswegs mehr das Maß aller Dinge dar. In der
Qualifikation für die Europameisterschaft bestätigte die „next generation“ des
spanischen Fußballs die These, dass die Zeit der Vormachtstellung vermutlich
vorüber sein dürfte. Trotz Gruppensieg gab es mit einer 2:1 Niederlage gegen
die Slowakei und zwei knappen 0:1 Siegen gegen Weißrussland und Mazedonien,
letzteres nur dank eines Eigentores, durchaus Grund nachdenklich zu sein. Neben
einigen Altstars wie Iniesta, Busquets, Casillas, Fabregas, Silva, Pique oder
Sergio Ramos tummelt sich die junge Garde wie Isco, Alcacer, Bernat oder Diego
Costa, der in Brasilien zum Sinnbild für die Wandlung im Spiel der Spanier
wurde. Wieviel den Spaniern diesmal zuzutrauen ist ist schwer zu sagen, die
Verjüngung dürfte für mehr Biss sorgen, doch das geschmierte „Werkl“ das
Spanien zu 3 Titeln in Folge verhalf stockt in der neuen Besetzung und das
Fehlen eines richtigen Vollstreckers macht sich aktuell bemerkbar.
Tschechien
Tschechien verlor 1996 das EM Finale gegen die Deutschen.
Das Team das damals aufgelaufen war strotzte vor großen Namen und seit damals
steht Tschechien für Staraufgebote bei Großereignissen. Die Liste der Weltstars
im aktuellen Kader ist jedoch kurz. Petr Cech und Tomas Rosicky – beide schon
deutlich in die Jahre gekommen, mehr Superstars gibt es nicht mehr. Tschechien
besiegte die enttäuschenden Holländer in der Qualifikation zweimal. Gegen die
Türken gab es einen Auswärtssieg und eine Heimniederlage, dafür tat sich
Tschechien gegen die Letten schwer. Das aktuelle Team scheint nicht so stark
wie jene Auswahlen der Vergangenheit, doch dieses Team hat in Ermangelung der
Superstars einen Weg gefunden als Kollektiv gut zu funktionieren.
Kroatien
Bei der WM 1998 in Frankreich war Kroatien zum ersten Mal
bei einem Großereignis dabei. Damals erreichten die Kroaten das Halbfinale und
unterlagen dort Gastgeber Frankreich knapp mit 1:2 ehe mit einem 2:1 Sieg über
die Niederlande der 3. Platz fixiert wurde. Igor Stimac, Slaven Bilic, Aljosa
Asanovic, Robert Prosinecki, Zvonimir Boban und Davor Suker waren die Helden
von 1998. Trotz großer Namen konnte keine folgende Generation an jene von
damals herankommen.
In der Qualifikation leisteten sich die Kroaten zwei
Ausrutscher – eine Niederlage in Norwegen und ein 0:0 gegen Aserbaidschan.
Dafür gab es mit zwei 1:1 gegen Italien durchaus gute Ergebnisse.
Das Team der Kroaten stellt eine gute Mischung aus Routine
und Jugend dar und ist mit zahlreichen Stars gespickt. Kovacevic, Rakitic,
Modric oder Goalgetter Perisic, der mit 6 Treffern Schützenkönig der
Qualifikationsgruppe wurde, stehen für Qualität. Die Kroaten verfügen sowohl
über eine starke Defensive ebenso wie eine schwer auszurechnende Offensive und
man kann diesem Team sehr viel zutrauen in Frankreich. Die schwere
Vorrundengruppe mit Spanien, der Türkei und Tschechien wird zeigen wie gut die
Mischung funktioniert.
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