EM Vorschau - Österreich

Dienstag, 31. Mai 2016

Last but not least wollen wir uns heute der österreichischen Nationalmannschaft widmen.

In den Qualifikationsspielen zeigte Österreich ein klares Bild.
Der Spielaufbau läuft, wie schon in den letzten Jahren, über die Doppel-Sechs, die in der Standardvariante von Alaba und Baumgartlinger besetzt wird. Danach wird oft der Weg auf die Flanke gesucht wo der schnelle Martin Harnik oder der dribbelstarke Marko Arnautovic für den nötigen Raumgewinn sorgen sollen. Die große Stärke im Offensivspiel ist die Variabilität. Alaba, Arnautovic und Junuzovic können ein schnelles und effizientes Kombinationsspiel aufziehen, das Räume schafft. Durch die Verteilung der Kreativität auf mehrere Schultern kann man Österreichs Offensive nicht durch das "herausdecken" eines Akteurs ausschalten. Als einzige echte Spitze operiert Mark Janko, der mit seiner körperlichen Präsenz und seinem Torinstinkt immer torgefährlich ist. In der Qualifikation brauchte Janko nicht viele Chancen für einen Treffer. Mit dem enorm beweglichen Junuzovic ist das Spiel für den Gegner schwer auszurechnen.
In der Defensive ist Österreich ebenfalls gut aufgestellt. Fuchs, der perfekt mit Arnautovic harmoniert, ist sowohl defensiv wie auch offensiv stark und kommt als englischer Meister und vielen Einsatzminuten aus der Premier League. Im Zentrum ist der extrem abgebrüht agierende Dragovic gesetzt. Neben ihm gibt es mit Hinteregger, der in der Qualifikation sehr verlässlich agierte, jedoch seit seinem Wechsel nach Deutschland nicht mehr so viele Einsatzminuten hatte, Wimmer und Routinier Prödl, die um den Platz neben Dragovic rittern. Rechts dürfte Klein gesetzt sein. Die Dynamik die er im Spiel nach vorne bringt war in der Qualifikation wichtig für die Offensivgefährlichkeit des Teams. Der Preis dafür ist jedoch manchmal eine eher offene rechte Abwehrseite.
Die rechte Seite ist generell eher die Schwachstelle der Österreicher, gerade für das bevorstehende Duell mit Portugal eine schlechte Kombination - da genau dort Superstar Ronaldo agiert.

Die erste Garnitur der Österreicher ist fix vergeben.
Aber fast jede Position kann gut ersetzt werden.
Suttner und Garics auf den Aussenverteidigerpositionen sind verlässliche Alternativen. Garics könnte bei einer bewußt defensiven Variante - vielleicht gegen Portugal - auch als erste Wahl fungieren.
Ilsanker als robuster 6er ist ebenso eine Alternative wie der spielerisch stärkere Schöpf.
Im Angriff ist Rubin Okotie der Ersatzmann für Goalgetter Janko und hat bereits in der Qualifikation mit den wichtigen Treffern gegen Montenegro und Russland gezeigt dass auf ihn Verlass ist.
Einzig an den Flanken gibt keine echten Alternativen. Marcel Sabitzer und Jakob Jantscher stehen als Alternativen bereit, Harnik oder Arnautovic werden sie aber nur schwer ersetzen können.

In der Qualifikation zeigte Österreich vor allem im Heimspiel gegen Russland Schwächen in der Defensive und eine starke Anfälligkeit für ein schnelles Direktspiel der Gegner. Ebenso offenbarte die Abwehr  in der Anfangsphase des fulminanten 4:1 Sieges in Schweden einige Schwächen und wirkte ca. 20 Minuten überfordert.

Österreich tat sich gegen Teams schwer die defensiv sehr gut organisiert stehen und die Räume sehr eng machen, bewies aber Geduld und wurde selbst nach zahlreichen Fehlversuchen nicht nervös. Teams die selbst mitspielen bieten Österreich den Raum zu spielen, aber wie erwähnt ist die Abwehr generell nicht immer ganz sattelfest.

Ungarn und Island haben zwar eine defensive Spielanlage, es ist aber nicht zu erwarten, dass sich diese Teams am eigenen Strafraum einigeln, ein Umstand der Österreich in die Karten spielen sollte. Kritisch könnte die Anfangsnervosität gegen Ungarn sein, da dies vermutlich das Schlüsselspiel um den Kampf um Platz 2 sein dürfte. Island wird unangenehm zu spielen sein, vor allem wegen der zu erwartenden hohen physischen Intensität. In der Qualifikation haben die Isländer durchaus auch auf die Offensive gesetzt, hier könnte Österreichs Geduld auf die Probe gestellt werden auf die Chance zu warten die frei werdenden Räume zu nutzen.

Gegen Portugal wird Österreichs Defensiv stark gefordert sein, dafür dürfte es auch genug Raum für eigene Angriffe geben. Die individuelle Klasse spricht in diesem Duell eher für Portugal.


EM Vorschau - Gruppe F - Ungarn

Montag, 23. Mai 2016

Denkt man an die erfolgreichen Zeiten des ungarischen Fußballs hat man unweigerlich das „Wunder von Bern“ vor Augen, bei dem der krasse Außenseiter Deutschland gegen die „goldene Elf“ der Ungarn, die damals sicherlich das beste Team der Welt waren, eine überraschenden 3:2 Sieg feierten. Ferencz Puskas, Sandor Kocsics, Jozef Bozsik und Nandor Hidegkuti sind nicht nur Fußballfans ein Begriff. Diese Mannschaft hatte wenige Monate vor der Weltmeisterschaft auch als erstes Team vom Festland, die Engländer auf eigenem Boden besiegt und das mit einem eindrucksvollen 6:3 in Wembley. Weniger in Erinnerung ist der Vizeweltmeistertitel der Ungarn 1938, nachdem man im Finale mit 2:4 gegen Italien unterlegen war.

Danach war Ungarn lange bei keiner Endrunde (zuletzt 1986), die glorreichen Zeiten des ungarischen Fußballs sind schon ewig her und das aktuelle Team kommt ohne echten Superstar aus. Ein defensiv ausgerichtetes Kollektiv aus dem Dzudzsak und Szalai offensiv noch am ehesten herausragen sorgt für wenig Gegentreffer. Fürs Tore schießen waren die Magyaren in der Qualifikation nicht berühmt. Nur zweimal wurde mehr als 1 Treffer erzielt, beim 2:1 gegen Färöer und beim 3:4 gegen Griechenland. Am Ende war es in der leichten Qualifikationsgruppe mit Finnland, Rumänien, Nordirland, Griechenland und den Färöern nur der dritte Platz. In der Barrage wurden die Norweger zweimal besiegt. Unter jenen Teams, die für eine sehr defensive Spielanlage stehen wie Albanien oder Rumänien sind die Ungarn jene die in der Offensive am stärksten besetzt sind. Dennoch eine Übermannschaft sind die Ungarn sicher nicht. 

EM Vorschau - Gruppe F - Portugal

Sonntag, 22. Mai 2016

1966 schlug die erste Sternstunde des portugiesischen Teams. Mit Superstar Eusebio, der sich auch zum Schützenkönig des Turnieres kürte stieß man bis ins Halbfinale vor wo gegen den späteren Weltmeister England Endstation war. Das Spiel um Platz 3 gegen die Sowjetunion gewannen die Portugiesen dafür.
Viele Jahre vergingen ehe die Portugiesen wieder vorne mitspielen konnten. Bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden erreichte das Team rund um die Stars Rui Costa, Sergio Conceicao und Luis Figo das Halbfinale, das zugunsten von Frankreich durch Golden Goal entschieden wurde. Dieses Spiel ist auch bekannt für die Randale der portugiesischen Spieler, die nach Abpfiff den österreichischen Schiedsrichter Benkö attackierten.
2004 bei der Heim EM gehörten die Portugiesen wieder zu den stärksten Teams. Figo und Cristiano Ronaldo spielten gemeinsam – Figo trug seine Nummer 7 – die heutige Nummer 7 Ronaldo musste sich mit 17 begnügen. Im Finale waren die Gastgeber haushoher Favorit gegen das Überraschungsteam aus Griechenland, doch auch diesmal schafften die Portugiesen den letzten Schritte zum Erfolg nicht und unterlagen mit 0:1.
Bei der Weltmeisterschaft 2006 bestätigte das Team, erneut mit Figo und Ronaldo die Leistung und schaltete im Achtelfinale Holland und im Viertelfinale England aus ehe gegen Frankreich mit einem unglücklichen 0:1 Endstation war. Im Spiel um Platz 3 scheiterte man an der „Sommermärchen-Mannschaft“ der Deutschen mit 1:3.
2012 bei der EM in Polen und der Ukraine stand Portugal erneut im Halbfinale, hatte aber gegen die entfesselten Spanier keine Chance.
Ähnlich wie die Schweden lebt Portugal vor allem von einem Schlüsselspieler. Was bei Schweden Ibrahimovic ist ist Ronaldo bei den Portugiesen. Der 3fache Weltfußballer ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel Portugals und kann Partien im Alleingang entscheiden. Der Rest des Kaders ist ein Mischung als überalterten Routiniers wie z.B. den Abwehrspielern Bruno Alves, Pepe oder Ricardo Carvalho, die alle weit über 30 sind, wodurch die Verteidigung zwar viel Erfahrung mitbringt aber nicht zu den schnellsten zählt und recht unerfahrenen Akteuren. Im Mittelfeld gibt es mit Moutinho, Tiago und Miguel Veloso drei erfahrene Spieler um die sich lauter Spieler tummeln die weniger als 20 Länderspiele in den Beinen haben.

Das Prunkstück Portugals ist der Angriff. Neben Superstar Ronaldo gibt es mit Nani oder Quaresma namhafte Alternativen, die jedoch im Nationalteam selten wirklich durchschlagskräftig agieren. Viel wird von der Tagesform von Ronaldo abhängen und davon wie gut sich die unerfahrenen Spieler einfügen können. 

EM Vorschau - Gruppe E - Belgien, Italien, Irland, Schweden

Freitag, 20. Mai 2016

Die Gruppe E ist der Albtraum aller Tippspieler. Vom Namen her ist Italien selbstverständlich Favorit, doch die Squadra Azzura befindet sich im Umbruch. Die belgischen Talente, die in dieser Konstellation ihre Turnierpremiere in Brasilien feierten könnten bereits reif sein für größere Aufgaben. Dazu kommen die Schweden, die mit Ibrahimovic einen Spieler in ihren Reihen haben, der Spiele im Alleingang entscheiden kann und die physisch starken Iren, die mit ihrer Dynamik sehr unangenehm zu spielen sind.


Schweden

1948 kürte sich Schweden zum Olympiasieger. In der ersten Runde traf die Auswahl mit den Superstars Gren, Liedholm und den 3 Nordahl Brüdern auf Österreich und fertigte diese mit 3:0 ab.
Zehn Jahre später erreichte das Drei-Kronen-Team bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land das Finale und schaltete dabei die Sowjetunion und Deutschland aus. Nur Brasilien mit dem blutjungen Pele war zu stark für die Gastgeber. Danach verschwand Schweden für viele Jahre aus dem Reigen der Spitzenteams. Das änderte sich 1992. Wieder richtete Schweden ein Turnier aus und wieder nutzte das Team den Heimvorteil. Ein Unentschieden gegen Frankreich sowie Siege über Dänemark und England brachten den ersten Gruppenplatz in der Vorrunde. Im folgenden Halbfinale musste sich das Team um die Stars Brolin, Thern, Dahlin und Ljung Deutschland knapp mit 3:2 geschlagen geben.
Zwei Jahre später, bei der WM in den USA stellte derselbe Stamm unter Beweis, dass das gute Abschneiden bei der Heim EM nicht nur dem Heimvorteil zuzuschreiben war. Im Halbfinale scheiterte man denkbar knapp an Brasilien. Dafür entschieden die Schweden das Spiel um Platz 3 gegen die Sensationsmannschaft aus Bulgarien für sich.
Wenn man an das heutige schwedische Team denkt kommt als erstes natürlich Zlatan Ibrahimovic in den Sinn. Der vermutlich aktuell beste Stürmer dieses Planeten ist nicht nur medial das Um- und Auf seines Teams. Das Spiel der Schweden ist zugeschnitten auf ihn und der Spielaufbau ausgelegt darauf ihn gut in Szene zu setzen. Wenn Ibrahimovic einen schlechten Tag hat sind die Schweden eine Klasse schwächer. Dennoch mittlerweile sind es mehr Akteure auf deren Schultern das schwedische Spiel ruht. Mit 8 Treffern stellt Ibrahimovic jedoch den Löwenanteil der Torausbeute des Dreikronen Teams in der Qualfikation. Dahinter versuchen Toivonen oder Källström  Linie ins Spiel zu bringen. Die Defensive ist physisch stark und kompromisslos. Das schwedische Team hat eine gute Mischung aus renommierten und jungen Akteuren, dennoch fehlt die Dichte im Kader und die Optionen für taktische Variationen, insgesamt ist Schweden leicht auszurechnen, was jedoch nicht gilt für Ibrahimovic – ihn kann man nicht ausschalten. Schweden ist eines der wenigen Teams die noch auf einen echten Superstar zurückgreifen können – oder müssen.

Irland

Die Erfolgsgeschichte der irischen Nationalmannschaft ist schnell erzählt. Das Erreichen des Viertelfinales bei der Weltmeisterschaft 1990 stellt den bisherigen Höhepunkt dar.

2010 waren die Iren im Playoff nach einem Handsvergehen von Henry in der Verlängerung und dem der Szene folgenden Treffer von Gallas ausgeschieden. In der Qualifikation zur EM 2016 in Frankreich zeigten sich die Iren um einiges kaltblütiger. Vor allem gegen Deutschland boten die Spieler von der grünen Insel sehr starke Leistungen. Ein 1:1 in Gelsenkirchen und ein 1:0 Sieg in Dublin gegen den Weltmeister sorgten sowohl für Aufsehen als auch für jenes Selbstvertrauen, das das Team 5 Jahre zuvor noch nicht hatte. Die, typisch britisch spielenden, Iren boten auch gegen die starken Polen eine gute Leistung. Einzig gegen die Schotten, die eine ähnliche Spielanlage aufweisen, taten sich die Iren schwer. Die Iren verfügen über einige extrem routinierte Spieler wie John O’Shea, Shay Given, Aiden McGeady oder Legende Robbie Keane, der sich noch einmal zum Karriereende ein Großereignis zum Geschenk machen darf. Der hohe physische Einsatz, den der irische Stil erfordert wird von den Premierleague erfahrenen Akteuren gut umgesetzt und die enorme Kampfkraft kann jedem Team große Probleme bereiten. Die EM Gruppe mit Schweden, Italien und Belgien sollte eine echte Herausforderung für die irische Mannschaft darstellen. 

Italien

Italien, das ist Urlaub am Strand, Gelati und die Squadra Azzura. Seit jeher gehören die Dunkelblauen Dressen mit den weißen Hosen zu jenen Dressen, die man recht lange bei den Turnieren im Weltfußball bewundern darf. Klingende Namen wie Dino Zoff, Claudio Gentile, Paolo Maldini, Roberto Baggio oder Gianluca Vialli strahlen hell im Legendenclub europäischer Fußballgeschichte. Doch der typische italienische Spielertyp ist rar geworden. Gianluigi Buffon, das Urgestein im Tor der Italiener ist der letzte „Überlebende“ der Legenden von früher. Aktuell befinden sich die Italiener in einem Generationswechsel. Einige „Altgediente“ wie Bonucci, Montolivio oder Candreva werden umringt von Spielern mit 10-20 Länderspielen. Vor allem im Angriff ist kein Stein auf dem anderen geblieben und Teamchef Conte hat stark verjüngt. Die Qualifikation war eher enttäuschend, zahlreiche Unentschieden und knappe Siege geben wenig Grund zur Hoffnung, dass Italien bei der EM Akzente setzen kann. Auch die 1:4 Testspielniederlage gegen Deutschland deutet nicht auf goldene Zeiten hin. Den Italienern, bleibt nur eine Hoffnung – auch 2006 hatte niemand die im Umbruch befindliche Mannschaft auf der Rechnung – am Ende holte man den Weltmeistertitel.

Belgien

Dass Belgien 1920 Olympiasieger war wissen vermutlich nur die wenigsten, etwas präsenter wird der dritte Platz bei der Europameisterschaft 1972 im eigenen Land sein. Aufgrund der Tatsache, dass nur 4 Teams teilnahmen ist das Erreichen des Spieles um Platz 3 jedoch einer 1:2 Niederlage gegen Deutschland zu „verdanken“. Aber die „roten Teufel“, wie das Team genannt wird, hatten ihre Blütezeit in den 1980er Jahren. Besonders die Europameisterschaft 1980, mit dem Erreichen des Finales ist hervorzuheben. Nach einem 1:1 gegen England, einem 2:1 Sieg über Spanien und einem 0:0 gegen Italien beendeten die Belgier die Gruppenphase auf dem ersten Platz. Im Finale gegen Deutschland wurden dem aufstrebenden Team jedoch die Grenzen aufgezeigt und mit einer eher schmeichelnden 1:2 Niederlage zerplatzte der Traum vom großen Coup. Die Generation um Jean-Marie Pfaff, Eric Gerets, Rene Vandereycken, Francois Van der Elst und Jan Ceulemans prägte den belgischen Fussball für viele Jahre und verstärkt mit Vincenzo Scifo bestätigte das Team 1986 mit dem vierten Platz bei der WM in Mexiko seine Klasse.
Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien war Belgien jenes Team mit der höchsten Dichte an Top-Talenten. Die Belgier gewannen alle drei Vorrundenspiele, allerdings jeweils nur mit einem Treffer Unterschied. Im Achtelfinale gab es ein 2:1 über die USA ehe man gegen den späteren Finalisten Argentinien mit 0:1 unterlag. Nun - 2 Jahre später wird es für Belgien gelten diesen Höhenflug zu bestätigen. In der Qualifikation taten sich die roten Teufel gegen Wales besonders schwer. Ein 0:0 daheim und eine 1:0 Niederlage in Cardiff zeugten noch nicht davon, dass dieses Team reif für Großes ist. Besser lief es gegen Bosnien, wo man auswärts zwar nicht über ein 1:1 hinaus kam, doch daheim klar mit 3:1 gewinnen konnte. Gegen Israel behielt man ein weiße Weste. Ein Streifzug durch den Kader liest sich wie das Who is Who des europäischen Fußballs. Die Torhüter Courtouis von Chelsea und Mignolet von Liverpool. Verteidiger Kompany (Manchester City), Alderweireld (Tottenham), Vermaelen (Barcelona), Vertonghen (Tottenham) oder Lombaerts (Zenit). Im Mittelfeld De Bruyne (Manchester City), Defour (Anderlecht), Eden Hazard (Chelsea), Mirallas (Everton), Naingollan (Roma), Witsel (Zenit) oder Routinier Fellaini (Manchester United).  Wenn die Belgier überhaupt eine Schwachstelle haben dann ist es im Angriff wo viele junge Talente um Einsätze rittern. Allen voran Dris Mertens von Napoli, der in der Qualifikation 3 Treffer erzielte.
Belgien muss man bei diesem Turnier als Geheimfavorit sehen, daran ändert auch die schwere Vorrundengruppe mit Italien, Irland und Schweden nichts. 

EM Vorschau - Gruppe D - Spanien, Tschechien, Kroatien, Türkei

Mittwoch, 18. Mai 2016

Gruppe D stellt eine Ansammlung von Topteams dar, die schwer einzuschätzen sind. Die Dominanz der Spanier war bereits 2014 gebrochen worden, der Umbruch des Teams schreitet voran. Auch die Tschechen kommen nicht mehr an den Glanz vergangener Zeiten heran. Die Türken sind zu einem starken Kollektiv gewachsen, das weniger abhängig von Einzelspielern ist als dies früher der Fall war und die Kroaten haben eine sehr hoffnungsvolle Mischung im Kader.

Türkei

Lange Zeit war die Türkei keine fußballerische Topadresse, das änderte sich schlagartig mit der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea. Die Türken waren gemeinsam mit Gastgeber Südkorea DIE Überraschungsmannschaft und am Ende standen sich diese beiden Teams im Spiel um Platz 3 gegenüber, in dem die Türken mit 3:2 triumphierten. Der große Star des Teams war die Ikone des türkischen Fußballs - Stürmer Hakan Sükür. 6 Jahre später war Sükür nicht mehr im Kader, doch die neue Generation spielte im Konzert der Großen mit und war bei der EM in Österreich und der Schweiz erneut das Überraschungsteam. Der leidenschaftliche Einsatz und der clevere Offensivfußball brachten im Halbfinale die Deutschen arg ins Schwitzen und an den Rand des Ausscheidens. Erst ein Treffer in der Nachspielzeit bewahrte Deutschland vor einer Verlängerung und führte zum 3:2 Sieg.  Damals schon dabei, der heutige Schlüsselspieler Arda Turan.
Aktuell stehen die Türken in einer Umbruchphase, die Zeit der großen Namen und der „goldenen Generation“ scheint vorüber zu sein, heute verdient wieder die Mehrheit der Spieler ihr Geld in der Heimat. Die Mannschaft startete katastrophal in die Qualifikation. Zuerst ein 0:3 gegen Island, dann ein 1:2 daheim gegen Tschechien ehe ein 1:1 in Litauen das Formtief vollendete. Das 3:1 gegen Kasachstan brachte die Wende, danach ging kein Spiel mehr verloren. Einzig Arda Turan, der im Winter zum FC Barcelona gewechselt war, jedoch aufgrund der Transfersperre seines neuen Vereines erst 2016 spielberechtigt ist, ragt aus dem Kollektiv der technisch und zweikampfstarken Spieler hervor. Mit einem hohen Pressing versucht die Mannschaft von Trainerlegende Fatih Terim schnell den Raum für den Gegner eng zu machen. Der eigene Spielaufbau ist meist auf eine flotte Spielverlagerung auf die Flanken und ein recht gefälliges Kombinationsspiel ausgelegt. Was den Türken fehlt ist eine durchschlagkräftige Spitze wie es einst Legende Hakan Sükür war.

Spanien


Als Weltmeister wurde Spanien bereits in Brasilien vor 2 Jahren entthront. Verblasst war der Glanz vergangener Jahre und die Spanier stellten in Südamerika keineswegs mehr das Maß aller Dinge dar. In der Qualifikation für die Europameisterschaft bestätigte die „next generation“ des spanischen Fußballs die These, dass die Zeit der Vormachtstellung vermutlich vorüber sein dürfte. Trotz Gruppensieg gab es mit einer 2:1 Niederlage gegen die Slowakei und zwei knappen 0:1 Siegen gegen Weißrussland und Mazedonien, letzteres nur dank eines Eigentores, durchaus Grund nachdenklich zu sein. Neben einigen Altstars wie Iniesta, Busquets, Casillas, Fabregas, Silva, Pique oder Sergio Ramos tummelt sich die junge Garde wie Isco, Alcacer, Bernat oder Diego Costa, der in Brasilien zum Sinnbild für die Wandlung im Spiel der Spanier wurde. Wieviel den Spaniern diesmal zuzutrauen ist ist schwer zu sagen, die Verjüngung dürfte für mehr Biss sorgen, doch das geschmierte „Werkl“ das Spanien zu 3 Titeln in Folge verhalf stockt in der neuen Besetzung und das Fehlen eines richtigen Vollstreckers macht sich aktuell bemerkbar. 

Tschechien

Tschechien verlor 1996 das EM Finale gegen die Deutschen. Das Team das damals aufgelaufen war strotzte vor großen Namen und seit damals steht Tschechien für Staraufgebote bei Großereignissen. Die Liste der Weltstars im aktuellen Kader ist jedoch kurz. Petr Cech und Tomas Rosicky – beide schon deutlich in die Jahre gekommen, mehr Superstars gibt es nicht mehr. Tschechien besiegte die enttäuschenden Holländer in der Qualifikation zweimal. Gegen die Türken gab es einen Auswärtssieg und eine Heimniederlage, dafür tat sich Tschechien gegen die Letten schwer. Das aktuelle Team scheint nicht so stark wie jene Auswahlen der Vergangenheit, doch dieses Team hat in Ermangelung der Superstars einen Weg gefunden als Kollektiv gut zu funktionieren.

Kroatien

Bei der WM 1998 in Frankreich war Kroatien zum ersten Mal bei einem Großereignis dabei. Damals erreichten die Kroaten das Halbfinale und unterlagen dort Gastgeber Frankreich knapp mit 1:2 ehe mit einem 2:1 Sieg über die Niederlande der 3. Platz fixiert wurde. Igor Stimac, Slaven Bilic, Aljosa Asanovic, Robert Prosinecki, Zvonimir Boban und Davor Suker waren die Helden von 1998. Trotz großer Namen konnte keine folgende Generation an jene von damals herankommen.
In der Qualifikation leisteten sich die Kroaten zwei Ausrutscher – eine Niederlage in Norwegen und ein 0:0 gegen Aserbaidschan. Dafür gab es mit zwei 1:1 gegen Italien durchaus gute Ergebnisse.
Das Team der Kroaten stellt eine gute Mischung aus Routine und Jugend dar und ist mit zahlreichen Stars gespickt. Kovacevic, Rakitic, Modric oder Goalgetter Perisic, der mit 6 Treffern Schützenkönig der Qualifikationsgruppe wurde, stehen für Qualität. Die Kroaten verfügen sowohl über eine starke Defensive ebenso wie eine schwer auszurechnende Offensive und man kann diesem Team sehr viel zutrauen in Frankreich. Die schwere Vorrundengruppe mit Spanien, der Türkei und Tschechien wird zeigen wie gut die Mischung funktioniert. 

EM Vorschau - Gruppe C - Deutschland, Polen, Nordirland, Ukraine

Donnerstag, 12. Mai 2016

Gruppe C steht im Schatten von Titelfavorit Deutschland. Polen, jenes Team das gegen die Deutschen in der Qualifkation eine sehr gute Leistung bot hat vom Kader her durchaus das Potential eine Überraschung des Turniers zu werden. Auch die Nordiren spielen einen offensiven Fußball und können mit ihrer typisch britischen Einsatzbereitschaft Druck erzeugen. Die defensiv ausgerichteten Ukrainer kompletieren die abwechslungsreiche Gruppe.


Deutschland

Der Weltmeistertitel 2014 erfolgte nahezu mit Ansage. Schon in der Vorrunde zeigte sich, dass die Deutschen den effizientesten Fußball aller Teilnehmer spielten, das 7:1 gegen Brasilien im Halbfinale stellte die endgültige Untermauerung des Titelanspruchs dar. Das Wunder von Bern 1954 ebenso wie die Bayern Stars von 1974 um Beckenbauer, Maier und Müller und die kompakte Mannschaft von 1990 fanden nach 24 Jahren Nachfolger. Schweinsteiger, Özil, Khedira, Neuer, Lahm, Klose und Müller dürfen sich in einem Atemzug mit den Legenden der früheren Jahre nennen lassen.
Nun gilt es die Vormachtstellung zu bestätigen. Deutschland hat in der Qualifikation jedoch alles andere als souverän agiert. Niederlagen gegen Polen und Irland sowie 2 knappe Siege gegen Schottland zeugten nicht von jener Klasse die den Deutschen in Brasilien zum Weltmeistertitel verhalf. Junge Kräfte stehen im Fokus. Klose hat seine Karriere beendet ebenso wie Philipp Lahm. Das Grundgerüst der Mannschaft steht noch. Neuer, Hummels, Boateng, Schweinsteiger,  Özil, Reus, Götze und Kroos stellen den Stamm. Dahinter kommen einige junge Talente. Dennoch die Dichte im Kader ist nicht mehr so dicht wie vor 2 Jahren. Außerdem bleibt abzuwarten ob der Biss nach dem so lange erträumten Titel noch da ist. Aber Deutschland ist eine Turniermannschaft und die Konkurrenz gerade heuer nicht so stark aufgestellt. Kaum ein Team verfügt über „echte“ Weltstars und in dieser Wertung liegen die Deutschen auch im Spitzenfeld. Letztlich muss man Deutschland als Topfavorit auf der Liste haben.

Ukraine

Wer an Fussball in der Ukraine denkt dem fällt zuerst Dinamo Kiew ein, dann Trainerlegende Valerij Lobanowski und dann natürlich Andrij Shevchenko.
Das aktuelle Team hat weder etwas mit Lobanowski zu tun noch mit Shevchenko. Der Großteil des Teams spielt in der heimischen Liga und mit Timoschtschuk steht nur ein Spieler in den Reihen der Ukrainer, der schon im großen europäischen Fußball brillieren konnte. In der Qualifikation tat sich die Ukraine schwer und musste den Umweg über das Playoff antreten wo man sich gegen Slowenien durchsetzen konnte. Wenn sich das Team beim Turnier nicht stark steigern kann wird es vermutlich nur ein kurzer Ausflug nach Frankreich werden – noch dazu wo man mit Weltmeister Deutschland einen übermächtigen Gruppenfavoriten zugelost bekommen hat. 

Nordirland

Fußball in Nordirland ist unweigerlich mit George Best verbunden - einem der besten Spieler, der 1960er Jahre und Superstar von Manchester United – zu einer Endrunde schaffte er es mit seinem Land niemals. Ein Schicksal, das er mit einigen herausragenden Spielern kleiner Nationen teilt. 1958 bei der WM in Schweden waren die Nordiren erstmals bei einer Endrunde – Danny Blanchflower war der Star des Teams, das überraschend die Vorrunde überstand ehe man gegen Frankreich mit 0:4 ausscheiden musste. Auch bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien überstanden die Nordiren die Gruppenphase und stellten einen Rekord in der Weltmeisterschaftsgeschichte auf – Norman Whiteside ist bis heute der jüngste Spieler der bei einer WM zum Einsatz kam. Zum letzten Mal konnte man Nordirland 1986 bei einem Turnier bewundern, wo man jedoch die Vorrunde nicht überstand.
Die Nordiren standen in der Qualifikation für einen schnellen körperbetonten typisch britischen einsatzfreudigen Fußball. Nur Rumänien konnte die Nordiren in der Qualifikation besiegen. Angetrieben von Steven Davis und mit Goalgetter Kyle Lafferty ist Nordirland ein unangenehm zu spielender Gegner, der vor allem durch Physis und Dynamik überzeugt. Zwar zieht Davis die Fäden aber die Nordiren sind breit aufgestellt. Da das Team ohne Druck spielen kann könnten gerade die Nordiren eine heiße Aktie auf eine Überraschung sein. 

Polen

Während Weltmeister Deutschland einen schlechten Start in die Qualifikation hatte, diktierten die Polen das Geschehen in der Qualifikationsgruppe D. Rund um Superstar Robert Lewandowski hat sich in den letzten beiden Jahren ein schlagkräftiges Team geformt, das bei der kommenden Europameisterschaft endlich um einen Titel spielen möchte. Polen gewann 1972 olympisches Gold und erreichte bei den Weltmeisterschaften 1974 und 1982 den dritten Platz, doch dieser Erfolg ist lange her und die folgenden Generationen konnten nie an Legenden wie Wladyslav Zmuda, Grzegorz Lato, Kazimierz Deyna, Wlodzimierz Smolarek oder Zbigniew Boniek herangekommen.
Das bisher stärkste Turnier der Polen war die WM 1974. Dort avancierten sie  mit ihrem Offensivfussball zum Publikumsliebling und gewannen alle drei Vorrundenspiele (3:2 gegen Argentinien, 7:0 gegen Haiti und 2:1 gegen Italien) ehe in der Zwischenrunde nach Siegen gegen Jugoslawien und Schweden das entscheidende Duell um den Finaleinzug gegen Deutschland mit 0:1 verloren ging obwohl die Polen das bessere Team waren. Im Spiel um Platz 3 wurde Brasilien besiegt. Auch den Torschützenkönig stellten die Polen mit Lato, der 7 Treffer erzielte.
 In den letzten Jahren haben die Polen stetig eine Weiterentwicklung gezeigt, der Anspruch zu den Geheimfavoriten zu gehören wird trotzdem vor allem von der Form von Scorer Robert Lewandowski abhängen, der mit 13 Treffern die Torschützenliste aller Qualifikationsgruppen anführte. Nach dem 7:0 in Gibraltar gab es einen 2:0 Überraschungssieg gegen die Deutschen. Doch die britischen Teams aus Schottland (zweimal 2:2) und Irland (2:1 und 1:1) bereiteten Polen Probleme. Die Dichte im polnischen Team ist höher als früher, Blaszykowski, Mila, der früher in Österreich bei der Austria spielte und vor allem Arkadiusz Milik, der 6 Qualifikationstreffer beisteuerte unterstützen Lewandowski tatkräftig. Die Polen spielen einen bissigen Offensiv-Fußball und erzeugen viel Druck. Bei sehr körperbetont spielenden Gegnern fühlen sich die feinen Techniker jedoch weniger wohl. 


EM Vorschau - Gruppe B - England, Russland, Slowakei, Wales

Sonntag, 8. Mai 2016

In Gruppe B stehen sich vier Teams gegenüber, die alle eine recht offensive Spielanlage haben und keines der Teams zählt zum engsten Favoritenkreis. Die verjüngten Engländer sind ebenso schwer einzuschätzen wie die Russen, die nach dem Abgang von Defensivprediger Capello sich wieder auf ihre Offensivqualitäten konzentrieren. Doch auch die beiden EM Debütanten Slowakei und Wales mit ihren Stars Hamsik bzw. Bale sind für eine Überraschung gut.


England

Der Weltmeistertitel 1966 wirkt fast schon folkloristisch und ist schon zu lange her um jene Vormachtstellung, die der englische Fußball in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts genoss, spürbar zu machen. Heutzutage steht England für das regelmäßige Versagen im Elfmeterschießen, ebenso wie für einen fast schon verzweifelt und beinahe trotzig wirkenden Optimismus vor Großereignissen, der die englischen Fans immer wieder aufs Neue Hoffnung schöpfen lässt endlich wieder im Konzert der Großen mitspielen zu können.

Nach der vermeintlich großen Generation mit Terry, Gerrard, Lampard und Rooney steht das englische Team heute im Zeichen von nur einem echten Star – Wayne Rooney, um den sich einige hochtalentierte junge Spieler scharen. Wie gut die Mischung eigentlich ist zeigte sowohl die Qualifikation, die die Engländer als einziges Team ohne Punktverlust bewältigten, als auch das Testspiel gegen Deutschland, das nach 2:0 Rückstand noch 3:2 gewonnen werden konnte. Die Offensive funktionierte sehr gut – vor allem Welbeck, Kane und Sterling harmonieren und Überraschungsgoalgetter Vardy, der maßgeblich am Titelgewinn von Leicester City beteiligt war, befindet sich in Topform. Um als Titelanwärter genannt zu werden fehlt noch die Dichte im Kader – aber die Three Lions haben das Zeug für eine Überraschung. 


Wales

Dean Saunders, Ian Rush, Neville Southall, Mark Hughes oder Ryan Giggs - sie alle waren Stars im Weltfußball, die Teilnahme an einem großen Turnier war ihnen jedoch verwehrt, da in ihrem Land die Dichte an Klassespielern nicht hoch genug und ihr Nationalteam die Qualifikationen nie positiv abschließen konnten. Ein Schicksal, das dem aktuellen walisischen Superstar erspart bleiben wird. Gareth Bale hat sich mit Wales für die Europameisterschaft qualifiziert, womit Wales erst zum zweiten Mal an einem Endrundenturnier teilnehmen kann. Das erste Mal war 1958 bei der WM in Schweden - wo man mit 3 Unentschieden in der Gruppe mit Ungarn, Mexiko und Gastgeber Schweden als zweitplatzierter ins Viertelfinale aufgestiegen war wo man knapp gegen den späteren Weltmeister Brasilien mit 1:0 unterlag.

In der Qualifikationsgruppe B mit Zypern, Andorra, Israel, Bosnien und Belgien erreichten die Waliser 6 Siege und 3 Unentschieden bei einer Niederlage (auswärts gegen Bosnien). 11 Treffer erzielte Wales, davon 7 durch Superstar Gareth Bale. Dass man sich nicht allein auf den Starspieler verlässt zeigt die Tatsache, dass den Gegnern nur 4 Treffer gelangen. Wales hat einen Stamm an sehr erfahrenen Spielern, die alle über 30 Länderspiele bestritten haben und bereits viele Jahre in der Premierleague Erfahrung sammeln konnten, dazu kommen ein paar hungrige Newcomer. Alle stellen sich in den Dienst der Mannschaft und vorne versucht man selbstverständlich Gareth Bale gut in Szene zu setzen, was in der Qualifikation auch gut gelang.
Bei der EM bekommt es Wales mit England, der Slowakei und Russland zu tun. 
Vor- und Nachteil zugleich ist im Duell mit England, dass sich die Spieler aus der Premierleague kennen und es kaum Geheimnisse geben wird.


Slowakei

Einmal durfte man die Slowaken bereits bei einer Endrunde bewundern. 2010 bei der Weltmeisterschaft in Südafrika, wo man immerhin die Vorrunde überstand.
Sieht man sich den Kader der Slowaken an so gibt es mit Marek Hamsik und Kapitän Martin Skrtel nur zwei Akteure die an Topadressen spielen. Der Anteil an Spielern aus der eigenen Liga ist hoch, doch dass diese Mischung durchaus gut funktioniert zeigt die Tatsache, dass die Slowaken lange Zeit die Qualifikationsgruppe mit Spanien, Ukraine, Weissrussland, Mazedonien und  Luxemburg anführten. Das kompakte Kollektiv steht für viel Laufarbeit und hat mit Hamsik einen echten Taktgeber der auch enorm torgefährlich ist, nicht weniger als 5 Treffer steuerte er selbst bei. 


Russland

Russland, jene Nation die 2008 für so herzerfrischenden Fußball gesorgt hatte, war in den Jahren danach nie mehr an diesen Esprit herangekommen. Schon gar nicht unter dem Defensivkonzept unter Ex-Coach Capello, der einen großen Teil der durchwachsenen Qualifikation im Traineramt gewesen war. Ausgerechnet nach der 0:1 Heimniederlage gegen Österreich, bei der über weite Strecken jeglicher Kampfgeist und Einsatzwille zu vermissen war, zog der russische Verband die Notbremse und tauschte den Coach aus. Leonid Sluzki hauchte dem Team wieder Leben ein und Russland verlor danach kein Match – vor allem das 1:0 im direkten Duell mit Schweden sicherte den 2. Platz. Inwieweit das jahrelang praktizierte Defensivkonzept mit den 2 extrem tief stehenden Linien abgestreift werden kann bleibt abzuwarten. Erste gute Ansätze hatte man bereits in der Schlussphase der Qualifikation gesehen. Und Kreativspieler wie Dzagoev oder Dzyuba, der in der Qualifikation 8 Treffer erzielte, gehören nun wieder zum Stamm. In der Defensive verfügen die Russen über einige Routine aber durchaus nicht unverwundbar und auch Keeper Akinfeev agierte nicht immer überzeugend. In wie weit die Offensive mit Denisov, Zhirkov, Dzagoev, Dzyuba oder Kokorin tatsächlich schon auf Touren gekommen ist bleibt abzuwarten. Ein großes Problem des WM-Gastgebers 2018 ist die Tatsache, dass der Großteil der Spieler in der Heimat engagiert ist und somit die internationale Erfahrung abgeht. Dies könnte ein entscheidender Faktor sein. 

EM Vorschau - Gruppe A - Frankreich, Schweiz, Rumänien, Albanien

Donnerstag, 5. Mai 2016

In Gruppe A gibt es mit Gastgeber Frankreich einen klaren Favoriten. Doch die Vormachtstellung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gruppengegner durchwegs gut organisierte defensiv stabile Mannschaften sind, die ohne großen Erwartungsdruck in das Turnier gehen können. Frankreich muss aufsteigen, diesen Umstand werden sich Rumänien, Schweiz und Albanien durchaus zu Nutze machen.

Albanien:

Für Albanien stellt die Euro 2016 die Premiere bei einem Endrundenturnier dar und die Nationalmannschaft hat durchaus das Potential in dem kleinen Balkanstaat als Identifikationsmotor zu dienen. Die Spielanlage ist recht simpel, hinten dicht machen und auf Konter spielen. Tief stehende Defensiv-Linien machen den Raum vor dem Sechszehner eng und erschweren es jedem Gegner zu Chancen zu kommen. Auch wenn im Testspielduell mit Österreich das Umschalten nicht so gut funktioniert hatte, gelang es den Albanern in der Qualifikation viel besser. Mehr als einen Treffer pro Spiel erzielte Albanien allerdings nur in zwei Partien – beim 2:1 und  3:0 gegen Armenien.  Die destruktive Spielweise brachte jedoch Erfolg – ein 1:0 Heimsieg über Portugal sowie ein 1:1 und 1:0 Sieg gegen Frankreich, die jedoch außer Konkurrenz angetreten waren. 

Rumänien

Die Weltmeisterschaft 1994 in den USA schuf jene Legenden, die bis heute das non-plus Ultra des rumänischen Nationalteams darstellen. Allen voran Spielmacher Gheorghe Hagi, der vermutlich beste rumänische Fußballer aller Zeiten und Topscorer Florin Raducioiui, der mit 4 Treffern in 4 Spielen maßgeblich am Erreichen des Viertelfinales beteiligt war, haben sich im Gedächtnis eingebrannt. Keine Generation danach konnte diesem Team das Wasser reichen, auch nicht jene Akteure, die 2000 eher glücklich bis ins Viertelfinale der EM in den Niederlanden und Belgien vorstoßen konnten, übrigens immer noch unter der Regie von Altmeister Hagi.
Das aktuelle Team spielt, ähnlich wie Gruppengegner Albanien ein konsequentes Defensivkonzept, das auf Konter ausgelegt ist. In der Qualifikation gab es drei 0:0 und zwei 1:1. In einer Gruppe mit Ungarn, Finnland, Griechenland, den Färöer Inseln und Nordirland erreichte man den zweiten Platz vor Ungarn, zu glänzen vermochte man jedoch nicht. Das starke Kollektiv, aus dem im Gegensatz zu früheren Jahren, kein Superstar des Formats eines Gheorghe Hagi herausragt ist schwer auszurechnen vermisst jedoch vor allem in der Offensive einen Takt- und Ideengeber und ebenso einen Vollstrecker. 

Schweiz

Die „goldene Generation“ der Schweiz rund um Stephane Chapuisat ist ebenso Geschichte wie jene um Nati-Rekordtorschützen Alexander Frei. Der Stamm des Schweizer Teams verfügt über viel Routine – Senderos, Djourou und Lichtsteiner in der Abwehr, Inler, Behrami, Shaquiri im Mittelfeld sowie Derdiyok und Drmic im Angriff. Dahinter gibt es jedoch weniger Dichte im Kader. In der Qualifikation funktionierte die neue Mischung noch nicht reibungslos. In Estland mussten die Eidgenossen bis zur 94. Minute auf der erlösende 1:0 warten und vor allem gegen Slowenien hatten die Schweizer ihre liebe Not. Nach einer Auswärtsniederlage entwickelte sich das Duell in Basel zum Krimi um das EM Ticket. Wie in Estland kam die Erlösung erst in der Nachspielzeit als Drmic das 3:2 erzielte nachdem die Schweizer bereits mit 0:2 im Rückstand gelegen waren. Die Schweizer spielen den „typischen“ Schweizer Stil, sehr laufstark und zweikampfstark, technisch anspruchsvoll, aber relativ leicht auszurechnen und vor allem in der Offensive meist nicht allzu durchschlagskräftig.  


Frankreich

Der Gastgeber eines Großereignisses hat auf der einen Seite den Heimvorteil auf der anderen den Druck der enormen Erwartungen an das Team im eigenen Land.
1984 holte die legendäre Mannschaft um Michel Platini bei der Europameisterschaft im eigenen Land den ersten Titel der Equipe Tricolore. 1998 trug Frankreich die Weltmeisterschaft aus und erneut konnten die Franzosen siegreich sein. Der dritte Titel konnte bei der EM 2000 gefeiert werden.
Das französische Team, auf dem dieses Mal die Hoffnungen der Fans ruhen, hat kaum Weltstars in seinen Reihen, anders als das 1984 und 1998 der Fall war. Großkaliber wie Platini, Tigana oder Girres bzw. Deschamps, Henry, Blanc oder Zidane gibt es im aktuellen Kader kaum. Paul Pogba ist der bekannteste im Team. Nur 6 Spieler im aktuellen Kader haben mehr als 40 Länderspiele. Aber der Großteil der Franzosen spielt in Europas Topligen – England, Spanien, Italien und ein paar wenige auch in Frankreich. Frankreich wird ein Wörtchen um den Titel mitzureden haben solange das Team vom Verletzungspech verschont bleibt. Die erste Garnitur hat absolute Klasse, doch die Dichte im Kader ist nicht dicht genug um Ausfälle kompensieren zu können.