Gruppe C steht im Schatten von Titelfavorit Deutschland. Polen, jenes Team das gegen die Deutschen in der Qualifkation eine sehr gute Leistung bot hat vom Kader her durchaus das Potential eine Überraschung des Turniers zu werden. Auch die Nordiren spielen einen offensiven Fußball und können mit ihrer typisch britischen Einsatzbereitschaft Druck erzeugen. Die defensiv ausgerichteten Ukrainer kompletieren die abwechslungsreiche Gruppe.
Deutschland
Der Weltmeistertitel 2014 erfolgte nahezu mit Ansage. Schon
in der Vorrunde zeigte sich, dass die Deutschen den effizientesten Fußball
aller Teilnehmer spielten, das 7:1 gegen Brasilien im Halbfinale stellte die
endgültige Untermauerung des Titelanspruchs dar. Das Wunder von Bern 1954
ebenso wie die Bayern Stars von 1974 um Beckenbauer, Maier und Müller und die
kompakte Mannschaft von 1990 fanden nach 24 Jahren Nachfolger. Schweinsteiger,
Özil, Khedira, Neuer, Lahm, Klose und Müller dürfen sich in einem Atemzug mit
den Legenden der früheren Jahre nennen lassen.
Nun gilt es die Vormachtstellung zu bestätigen. Deutschland
hat in der Qualifikation jedoch alles andere als souverän agiert. Niederlagen
gegen Polen und Irland sowie 2 knappe Siege gegen Schottland zeugten nicht von
jener Klasse die den Deutschen in Brasilien zum Weltmeistertitel verhalf. Junge
Kräfte stehen im Fokus. Klose hat seine Karriere beendet ebenso wie Philipp
Lahm. Das Grundgerüst der Mannschaft steht noch. Neuer, Hummels, Boateng,
Schweinsteiger, Özil, Reus, Götze und
Kroos stellen den Stamm. Dahinter kommen einige junge Talente. Dennoch die
Dichte im Kader ist nicht mehr so dicht wie vor 2 Jahren. Außerdem bleibt
abzuwarten ob der Biss nach dem so lange erträumten Titel noch da ist. Aber
Deutschland ist eine Turniermannschaft und die Konkurrenz gerade heuer nicht so
stark aufgestellt. Kaum ein Team verfügt über „echte“ Weltstars und in dieser
Wertung liegen die Deutschen auch im Spitzenfeld. Letztlich muss man
Deutschland als Topfavorit auf der Liste haben.
Ukraine
Wer an Fussball in der Ukraine denkt dem fällt zuerst Dinamo
Kiew ein, dann Trainerlegende Valerij Lobanowski und dann natürlich Andrij
Shevchenko.
Das aktuelle Team hat weder etwas mit Lobanowski zu tun noch
mit Shevchenko. Der Großteil des Teams spielt in der heimischen Liga und mit
Timoschtschuk steht nur ein Spieler in den Reihen der Ukrainer, der schon im
großen europäischen Fußball brillieren konnte. In der Qualifikation tat sich
die Ukraine schwer und musste den Umweg über das Playoff antreten wo man sich
gegen Slowenien durchsetzen konnte. Wenn sich das Team beim Turnier nicht stark
steigern kann wird es vermutlich nur ein kurzer Ausflug nach Frankreich werden
– noch dazu wo man mit Weltmeister Deutschland einen übermächtigen
Gruppenfavoriten zugelost bekommen hat.
Nordirland
Fußball in Nordirland ist unweigerlich mit George Best
verbunden - einem der besten Spieler, der 1960er Jahre und Superstar von
Manchester United – zu einer Endrunde schaffte er es mit seinem Land niemals.
Ein Schicksal, das er mit einigen herausragenden Spielern kleiner Nationen
teilt. 1958 bei der WM in Schweden waren die Nordiren erstmals bei einer
Endrunde – Danny Blanchflower war der Star des Teams, das überraschend die
Vorrunde überstand ehe man gegen Frankreich mit 0:4 ausscheiden musste. Auch
bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien überstanden die Nordiren die Gruppenphase
und stellten einen Rekord in der Weltmeisterschaftsgeschichte auf – Norman
Whiteside ist bis heute der jüngste Spieler der bei einer WM zum Einsatz kam.
Zum letzten Mal konnte man Nordirland 1986 bei einem Turnier bewundern, wo man
jedoch die Vorrunde nicht überstand.
Die Nordiren standen in der Qualifikation für einen
schnellen körperbetonten typisch britischen einsatzfreudigen Fußball. Nur
Rumänien konnte die Nordiren in der Qualifikation besiegen. Angetrieben von
Steven Davis und mit Goalgetter Kyle Lafferty ist Nordirland ein unangenehm zu
spielender Gegner, der vor allem durch Physis und Dynamik überzeugt. Zwar zieht
Davis die Fäden aber die Nordiren sind breit aufgestellt. Da das Team ohne
Druck spielen kann könnten gerade die Nordiren eine heiße Aktie auf eine
Überraschung sein.
Polen
Während Weltmeister Deutschland einen schlechten Start in
die Qualifikation hatte, diktierten die Polen das Geschehen in der
Qualifikationsgruppe D. Rund um Superstar Robert Lewandowski hat sich in den
letzten beiden Jahren ein schlagkräftiges Team geformt, das bei der kommenden
Europameisterschaft endlich um einen Titel spielen möchte. Polen gewann 1972
olympisches Gold und erreichte bei den Weltmeisterschaften 1974 und 1982 den
dritten Platz, doch dieser Erfolg ist lange her und die folgenden Generationen
konnten nie an Legenden wie Wladyslav Zmuda, Grzegorz Lato, Kazimierz Deyna,
Wlodzimierz Smolarek oder Zbigniew Boniek herangekommen.
Das bisher stärkste Turnier der Polen war die WM 1974. Dort
avancierten sie mit ihrem
Offensivfussball zum Publikumsliebling und gewannen alle drei Vorrundenspiele
(3:2 gegen Argentinien, 7:0 gegen Haiti und 2:1 gegen Italien) ehe in der Zwischenrunde
nach Siegen gegen Jugoslawien und Schweden das entscheidende Duell um den
Finaleinzug gegen Deutschland mit 0:1 verloren ging obwohl die Polen das
bessere Team waren. Im Spiel um Platz 3 wurde Brasilien besiegt. Auch den
Torschützenkönig stellten die Polen mit Lato, der 7 Treffer erzielte.
In den letzten Jahren
haben die Polen stetig eine Weiterentwicklung gezeigt, der Anspruch zu den
Geheimfavoriten zu gehören wird trotzdem vor allem von der Form von Scorer
Robert Lewandowski abhängen, der mit 13 Treffern die Torschützenliste aller
Qualifikationsgruppen anführte. Nach dem 7:0 in Gibraltar gab es einen 2:0
Überraschungssieg gegen die Deutschen. Doch die britischen Teams aus Schottland
(zweimal 2:2) und Irland (2:1 und 1:1) bereiteten Polen Probleme. Die Dichte im
polnischen Team ist höher als früher, Blaszykowski, Mila, der früher in
Österreich bei der Austria spielte und vor allem Arkadiusz Milik, der 6
Qualifikationstreffer beisteuerte unterstützen Lewandowski tatkräftig. Die
Polen spielen einen bissigen Offensiv-Fußball und erzeugen viel Druck. Bei sehr
körperbetont spielenden Gegnern fühlen sich die feinen Techniker jedoch weniger
wohl.
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